Copyright Text und Bilder Anke Junginger
Mythologie und Bedeutung der Eibe
Der Baum der Ewigkeit und des Lebens
Die Eibe
Schlägt an die Scheibe,
Ein Funkeln
Im Dunkeln.
Wie Götzenzeit, wie Heidentraum
Blickt ins Fenster der Eibenbaum.
Theodor Fontane, 1819 - 1898
Wer vor einer alten Eibe steht, der spürt Ehrfurcht – die Eibe durchdringt, sie ist allwissend, ein heiliger Baum der über die Erde wacht. Die Eibe ist der Baum des ewigen Lebens, der Baum der Auferstehung, der Wiedergeburt und der Erneuerung. So erstaunt es kaum, dass man inzwischen denkt, dass es sich bei Yggdrasil, dem Weltenbaum aus der nordischen Mythologie, nicht um die Weltesche, sondern um eine Eibe gehandelt haben soll.
Die Seele der Eibe ist voller Magie - es ist ein mystischer Baum, der das ewige Leben in sich trägt. Die Eibe kennt alle Geheimnisse, sie ist ein Baum, der das Tor in die Welt der Elfen und Naturwesen öffnet - tretet ein uns seid willkommen...
Holz und Äste der Eibe waren im Volksglauben ein guter Schutz gegen Verzauberung von Mensch und Tier und ein Sprichwort sagte „Vor Eiben kann kein Zauber bleiben."
Es ist auffällig, dass sich vor allem in England sehr viele alte Eiben in der Nähe von Kirchen und Friedhöfen finden. Sie verbinden die Toten mit den Lebenden, bilden eine Brücke – nicht umsonst säumen diese mächtigen Bäume in der griechischen und römischen Mythologie den Weg in die Unterwelt. Doch das Düstere haftet der Eibe nicht an – es verblasst angesichts ihres unglaublichen Lebenswillens und so erkannte auch Hildegard von Bingen, dass die Eibe ein Baum der Fröhlichkeit ist. Die Eibe zeigt uns, wie sich Widersprüche aufheben – wie Licht und Schatten eins sind, wie Alter an Bedeutung verliert und die Ewigkeit an diese Stelle tritt. Die Eibe löst die Furcht auf und hilft uns dabei uns selbst zu begegnen.
Dass die Eibe in der Mythologie an so bedeutsamer Stelle steht, hängt damit zusammen, wie sich die Eibe aus sich selbst heraus erneuert und somit unsterblich wird: Wird die Eibe älter und Äste hängen auf den Boden, so entstehen aus diesen Ästen neue Bäume. Alte Bäume, die von innen hohl werden, bilden aus den sogenannten Innenwurzeln und den Überresten des äußeren Randes neue Bäume, die dann in Ringform weiter wachsen.
Die immergrüne Eibe (Taxus) zählt zu den Eibengewächsen (Taxacae). Feuerrote kleine Früchte zieren im Herbst die weiblichen Pflanzen. Vorsicht, denn die Eibe enthält giftiges Taxin sowohl in Rinde, Samenkern und Nadeln. Diese Teile des Baumes sind für Pferde und Rinder giftig. In Deutschland wurden die Eiben bis ins 16. Jahrhungert gefällt, da man das Holz für die Herstellung von Langbögen verwendete, aus diesem Grund sind die Eiben selten geworden in unseren Wäldern.
Bei Balderschwang findet man die älteste Eibe Deutschlands – das Alter kann nur sehr ungenau auf 2000 bis 4000 Jahre geschätzt werden.
Die älteste Eibe Europas steht in Fortingall in Schottland - ihre Alter wird auf 5000 Jahre geschätzt.
Wer den Zauber der Eiben erleben will, dem sei ein Ausflug in den Paterzeller Eibenwald ans Herz gelegt.
Quelle und Literaturtipp: Fred Hagenederl, Die Eibe in neuem Licht, Eine Monographie der Gattung Taxus, Neue Erde, Saarbrücken 2007.